Hausbau: So findest du den passenden Architekten
Wer eine komplexe Renovation oder ein Haus plant, braucht in der Regel eine Architektin oder einen Architekten. Bei der Wahl deines Planungspartners solltest du einige wichtige Punkte beachten, damit die Geschäftsbeziehung für beide Parteien möglichst gut funktioniert.

Von Bernhard Bircher-Suits
Der Begriff «Architekt» stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie «oberster Handwerker» bzw. «Baukünstler». Ein:e Architekt:in befasst sich mit der technischen, funktionalen, gestalterischen und wirtschaftlichen Planung und Umsetzung oder Änderung von Bauwerken. Es gibt Architekturbüros mit Fokus auf Um- und/oder Wohnbau sowie Landschaftsarchitekt:innen, welche zum Beispiel die Planung des Aussenbereichs übernehmen. Architekt:innen klären vorgängig alle Anforderungen für eine erfolgreiche Baubewilligung und übernehmen auch den Prozess der Baueingabe bei den zuständigen Behörden.
Bauleitung und Kostenkontrolle durch Architekt:in
In der Regel übernehmen Architekt:innen auch die Bauleitung und überwachen die laufenden Baukosten sowie die Einhaltung des Bauplans. Nach der Fertigstellung des Bauprojekts dokumentieren sie zudem ihre Arbeit und sorgen dafür, dass vorhandene Mängel behoben werden und die Behörde das Bauprojekt offiziell abnimmt. Kurz: Wer in der Schweiz ein Eigenheim bauen möchte, oder einen anspruchsvollen Umbau plant, benötigt die Hilfe von Architekt:innen. Wer nur ein Bad oder seine Küche renoviert und nichts an der Gebäudestruktur und Statik verändert, kann diesen Eingriff auch direkt mit einem Handwerksbetrieb ausführen.
Die Bezeichnung Architektin bzw. Architekt ist nicht überall geschützt
Achtung: In der Schweiz ist die Ausübung des Architektenberufs nicht landesweit einheitlich geregelt. Das heisst: Jeder Kanton bestimmt selbst, ob er Kriterien zur Berufsausübung festlegt oder nicht. Die Berufsbezeichnungen «Architektin» und «Architekt» sind – mit Ausnahme in den Kantonen Freiburg, Genf, Luzern, Neuenburg, Tessin, Waadt und Wallis – nicht geschützt. Es gilt aber der Grundsatz: In der Schweiz tätige Architekt:innen müssen sich an die hierzulande geltenden Berufspraktiken und -regeln halten und die Baunormen erfüllen. Dazu gehören die vom Schweizerischen Ingenieur- und Architekten-Verein (SIA) erlassenen, anerkannten Regeln der Baukunde.
Als Auftraggeber:in solltest du daher prüfen, ob jemand ausreichend qualifiziert und erfahren ist, um dein Bauprojekt fachmännisch auszuführen. Philippe Jorisch, ETH-Architekt und Präsident der Berufsgruppe Architektur beim SIA, sagt: «In der Regel erfüllen alle Architekt:innen, die einen Master in Architektur an einer Schweizer Fach- oder universitären Hochschule oder einer vergleichbaren Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, den Anspruch an eine fachmännische Ausführung.»
Leider tummeln sich in der Baubranche auch selbst ernannte «Fachleute» und es kann zu Fehlplanungen, Baumängeln und finanziellen Verlusten für die Auftraggeber:innen kommen. Zögere bei Zweifeln an der Qualifikation einer Person nicht, einen Lebenslauf und entsprechende Abschlussdiplome einzufordern.
Breites Aufgabenspektrum
Eine geeignete Fachperson sollte nebst kreativen und baufachlichen Fähigkeiten auch in Themen wie Projektmanagement, Kostenmanagement und Kommunikation Erfahrung mitbringen. Ganz wichtig: Ein:e Architekt:in sollte auch das nötige Fingerspitzengefühl mitbringen, um erfolgreich zwischen den verschiedenen Akteuren wie Auftraggeber, Behörden und Baupartner vermitteln zu können.
Eine bewährte Fachperson verfügt zudem über mehrere Referenzprojekte und hat bereits einige Jahre Berufserfahrung in der Schweiz auf dem Buckel. Sie begleitet dich eng während vielen Monaten oder Jahren auf dem oft mühseligen Weg von der Planung bis zum Gebäudebezug. Es ist wichtig, dass du Vertrauen in die gewählte Person oder das Architekturbüro hast und die Chemie stimmt. Was oft vergessen geht: Die beauftragte Person bzw. ein Architekturbüro bleibt auch nach Fertigstellung deines Projekts ein wichtiger Ansprechpartner für dich – zum Beispiel für die Abwicklung von Garantiefällen, die Baudokumentation oder Rückfragen zum fertigen Gebäude. ETH-Architekt Philippe Jorisch von der SIA sagt: «Ein:e gute:r Architekt:in kann die Wünsche und die Vision der Auftraggeber:innen so umsetzen, dass am Schluss ein ansprechendes Gebäude von gesamthaft guter Qualität entsteht. Es sollte in funktionaler, wirtschaftlicher, ökologischer wie auch baukultureller Sicht überzeugen. Architekturschaffende koordinieren darüber hinaus sämtliche Planungs- und Handwerksarbeiten und gewährleisten die korrekte Projektumsetzung. Der Architekt bzw. die Architektin muss gemäss SIA in treuhänderischem Interesse der Bauherrin, unabhängig von Handwerkern oder versteckten Prämien handeln. Das ist eine grosse Verantwortung.»
Mit ehemaligen Auftraggebern sprechen
Gibt es in deiner Bekanntschaft oder Umgebung Häuser oder Bauprojekte, welche dir besonders gut gefallen? Dann frag die Eigentümer:innen nach deren Erfahrungen, welche sie mit unterschiedlichen Architekt:innen gemacht haben. Zögere auch nicht, Bekannte zu kontaktieren, um Informationen über ihre Bauprojekte einzuholen. Schlaue Bauherren schauen sich so viele Referenzprojekte wie nur möglich an. So erfährst du, ob der Baustil der Fachperson deinen Vorstellungen entspricht.
Mit Architekturverzeichnissen zur passenden Fachperson
Eine erste Anlaufstelle, um die passende Architektin oder den passenden Architekten zu finden, sind Online-Architekturverzeichnisse. Caspar Schärer, Generalsekretär des Bunds Schweizer Architektinnen und Architekten (BSA), warnt aber vor unseriösen Angeboten: «Es ist wichtig unabhängige Plattformen zu konsultieren, da Bezahlangebote ein Geschäftsmodell sind und nicht zwingend die besten Büros bewerben.» Mit Online-Architekturverzeichnissen kannst du dir zumindest einen ersten Überblick über das Angebot in deiner Region verschaffen. Die Wahl einer lokal tätigen Person kann sich lohnen: Kurze Wege verhindern hohe Reisekosten und lokal verankerte Architekt:innen kennen meist die vor Ort geltenden Baugesetze und Handwerksbetriebe. Die Nähe zum Bauprojekt ist aber nur eines von vielen Auswahlkriterien. ETH-Architekt Philippe Jorisch sagt: «Viel entscheidender ist es, die Architektin bzw. den Architekten nach Arbeitsweise, Entwurfs- und Umsetzungsqualität auszuwählen. Es lohnt sich schon bei kleineren Bauaufgaben, verschiedene Architekturbüros anzuschauen und ein qualitätssicherndes Verfahren wie einen Wettbewerb durchzuführen.» Folgende Websites verschaffen einen ersten Überblick über Schweizer Architekturbüros:
- Bund Schweizer Architektinnen und Architekten
- Schweizer Ingenieur- und Architektenverein
- swiss-architects.com
Mit diesen Kosten musst du rechnen
Die Kosten einer Architektin bzw. eines Architekten in der Schweiz bewegen sich bei kleineren Projekten in der Regel bei einer Grössenordnung von 20 bis 25 Prozent der gesamten Bausumme. Es kommt dabei auf die Art und Komplexität des Projektes an. Falls sich deine Gesamtbaukosten somit auf eine Million Franken summieren, sind davon etwa 200'000 Franken Honorar für Architektur und Bauleitung über alle Phasen, von der ersten Skizze bis zur Garantieabwicklung. Das Honorar für das Architekturbüro wird entweder nach effektivem Zeitaufwand, üblicherweise aber nach aufwandbestimmenden Baukosten gemäss SIA 102 ermittelt. Caspar Schärer vom BSA sagt: «Die SIA-Honorarordnungen haben sich in der Vergangenheit bewährt. Sie werden aktuell aber überarbeitet.» ETH-Architekt Philippe Jorisch vom SIA sagt: «Genauso wichtig wie die Höhe des Honorars, ist die genaue Definition der Leistungen und Phasen, die der Architekt oder die Architektin für dieses Geld erbringen muss. Hierzu gibt es z.B. den Planervertrag nach SIA, welche diese Pflichten regelt.»
Mit Pauschalkosten Überraschungen verhindern
Schlaue Auftraggeber:innen vereinbaren nach Möglichkeit eine pauschale Bezahlung für klar definierte Leistungen. Damit kannst du verhindern, dass mit steigenden Baukosten auch die Honorarkosten zunehmen. Um die Baukosten noch weiter senken zu können, kannst du eine Prämie vorschlagen, die ausbezahlt wird, wenn die Kosten unter einem gewissen Betrag bleiben.
Bei Bedarf Bauherrenvertretung in Anspruch nehmen
Je nach Grösse des Bauprojekts und eigenem Fachwissen und Erfahrung, kann es sinnvoll sein, eine Bauherrenvertretung beizuziehen. Diese agiert als ein Kontrollorgan und vertritt ausschliesslich deine Interessen. Caspar Schärer vom BSA sagt dazu: «Professionelle Bauherrenvertreter können auch für private Bauherren sinnvoll sein. Allerdings sind auch diese sorgfältig auszuwählen.»